Tagung

Jahrestagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik (AKHRP)

Jahrestagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik (AKHRP) am 2./3. April 2020 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (WWU)

Die nächste Jahrestagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik (AKHRP) beschäftigt sich mit pädagogischen und religionspädagogischen Initiativen und Bewegungen im langen 19. Jahr-hundert. Sie legt den Schwerpunkt auf Perspektiven zur Wirkungs-, Rezeptions- und Transferge-schichte und ist insbesondere an methodologischen Perspektiven sowie ländervergleichenden Pro-jekten interessiert.

In den letzten Jahren stand das 20. Jahrhundert im Fokus der historisch arbeitenden (Religions-)Pädagogik. Seit einiger Zeit weitet sich ihr Interesse aus auf professionssoziologische Zugänge, institu-tionentheoretische und schulgeschichtliche Entwicklungen der vorangehenden Jahrhunderte. Für die historische Religionspädagogik liegt es nahe, das 19. Jahrhundert und auch dessen direkte Vor-geschichte erneut in den Blick zu nehmen. Zwar ist die Genese der Disziplin insofern „geklärt“, als sich in der Forschung mehrheitlich die Ansicht durchgesetzt hat, dass die Entstehung von „Religi-onspädagogik“ auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts zu datieren ist. Es gibt aber sowohl mit Blick auf das frühe als auch auf das späte 19. Jahrhundert eine Reihe an ungeklärten Zusammenhän-gen und blinden Flecken, die sich nur im Verbund von historisch arbeitenden Religionspädagog*in-nen, Pädagog*innen, Historiker*innen und Theologiehistoriker*innen klären lassen. Hinzu kommen typische Charakteristika wie etwa die (beginnende) gesellschaftliche Modernisierung, die Ausbil-dung einer spezifischen Nationalstaatlichkeit, der aufkeimende Kolonialismus, die häufigen Schul-reformen, die Verbürgerlichung des Bildungssektors.

In professionssoziologischer Hinsicht macht die Forschung zunehmend auf die Unterstützung päda-gogischer Innovationen durch kirchliche Verantwortungsträger aufmerksam. Werden aufklärerische Gedanken von den verantwortlichen Theologen, durch einzelne Lehrpersonen oder mit Hilfe neuer Medien praktisch implementiert? Welche Unterschiede bestehen in der regionalen Verwendung und Rezeption von Katechismen, biblischen Geschichten, Gesangbüchern und Schulbüchern? Insti-tutionentheoretisch ungeklärt ist u.a. die Beziehung zwischen schulischen Akteuren und kirchlichen Aufsichtspersonen: Wie verliefen normative Setzungen, Aushandlungsprozesse und Konflikte? Kaum untersucht sind einzelne innereuropäische Transformationsprozesse in schulgeschichtlicher und ländervergleichender und transferorientierter Perspektive. Das konfessionell bestimmte, in kon-tinuierlicher „Reform“ befindliche Schulwesen dürfte sich als Kristallisationspunkt des Ringens um Tradition und/oder Wandel erweisen. Die Rekonstruktion bildungs-, kirchen- und nationalpoliti-scher Strategien sowie ggf. daraus resultierender Sonderwege in den europäischen Staaten und au-ßereuropäischen Kolonien sowie Territorien ist ein besonderes Desiderat.

Die Tagung, die am 2./3. April 2020 an der WWU in Münster stattfindet, wird sich einerseits methodischen Grundfragen, andererseits inter- und intradisziplinären Ansätzen widmen. Die methodologische Fragestellung betrifft zunächst die Diskussion verschiedener Zugangsweisen: Geht man chronologisch oder thematisch vor, insbesondere dann, wenn mit verschiedenen Facetten eines Leitthemas unterschiedliche Zeiträume angesprochen sind? In jüngster Zeit wendet sich die religionspädagogische Wissenschaft aktuellen Methoden zu, u.a. kulturwissenschaftlich-ethnologischen Ansätzen oder der digital unterstützten historischen Netzwerkanalyse. In Auseinandersetzung mit dem traditionellerweise gezeichneten Bild von der Herrschaftsabhängigkeit von Schule und Lehrpersonal geht es aber auch um die Rezeption bzw. Entwicklung klassischer politischer Begriffe wie „Demokratie“, „Menschenwürde“ oder „Gehorsam“, die sich zunächst an den klassisch-antiken und kirchlichen Autoritäten orientierten, im Gefolge der Französischen Revolution eine pädagogische Transformation erfuhren und die sich schließlich seit 1848 einen festen Platz in der politischen Debatte erkämpften.
Inwiefern spiegeln sich entsprechende Debatten in Lehrplänen, Lehrwerken sowie Ausbildungsformaten wider? Es interessieren aber immer auch strukturelle und theoretische Anstöße, die einzelne religionspädagogische Initiativen oder Bewegungen im kirchlichen Kontext ebenso wie innerhalb einer Schulkultur ausgeübt haben. Dies betrifft vor allem Fragen der Aneignung von Subjektivität oder einer potentiellen Religionssensibilität. Hier ist insbesondere auch der spezifische Umgang mit Religion in den Kolonien bzw. vice versa die Rezeption entsprechender kolonialer und missionarischer Konzepte in Europa von Interesse.
Der Arbeitskreis für historische Religionspädagogik bittet interessierte Forscher*innen um Einreichung entsprechender Vorschläge (Thema und Abstract des geplanten Beitrags im Umfang von ca. 1.000 bis 2.000 Zeichen) bis zum 15. Dezember 2019 an

antje.roggenkamp@uni-muenster.de

Traditionell sind Nachwuchswissenschaftler*innen aus dem gesamten Feld der historischen Religionspädagogik eingeladen, Beiträge zu noch nicht abgeschlossenen (Dissertations-)Projekten, Zwischenergebnisse und vorläufige Arbeitsstände zur Diskussion zu stellen. Diese werden in einem eigenen, themenungebundenen Panel präsentiert.

Der Sprecherrat besteht gegenwärtig aus:

  • Prof. Dr. David Käbisch, Frankfurt am Main (geschäftsführend)
  • Prof. Dr. Antje Roggenkamp, Münster
  • Prof. Dr. Werner Simon, Mainz
  • Prof. Dr. Michael Wermke, Jena
    Dr. Johannes Wischmeyer, Tuttlingen
  • Weitere Informationen zum Arbeitskreis finden Sie unter:

www.uni-frankfurt.de/71593642/Arbeitskreis

Zurück in die Zukunft – Kritik und Emanzipation in politischer und religiöser Bildung

15. März 2019 - 16. März 2019
13:00 - 12:45
Akademie des Erzbistums Paderborn

Bildung findet zunehmend in einem krisenhaften Umfeld statt: Klimawandel, wachsende soziale Ungleichheit, zunehmende Fremdenfeindlichkeit, religiöser Fundamentalismus sowie Demokratiemüdigkeit stellen dafür nur einige Beispiele dar. Angesichts dieser Situation wird in der politischen Bildung vermehrt darüber diskutiert, eine kritische Gesellschaftsanalyse und
Zeitdiagnose in den Vordergrund zu stellen.

Gefordert – Gefördert – Geschafft

15. März 2019 - 16. März 2019
8:00 - 12:00
Katholische Akademie Bayern

Der nächste Workshop „Gefordert – Gefördert – Geschafft“ für Doktoranden und Habilitanden findet von Fr.-Sa., 15./16 März 2019 in der Katholischen Akademie Bayern in München  statt.

JAHRESTAGUNG ZUR JUGENDTHEOLOGIE – GETRENNTE WELTEN?

11. März 2019 - 13. März 2019
15:30 - 13:00
Universität Paderborn

Die jugendtheologische Forschung und Praxis hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit den Kommunikationsmöglichkeiten an unterschiedlichen Lernorten befasst. Dabei ist allerdings bisher nicht systematisch reflektiert worden, inwiefern lernortspezifische Rahmenbedingungen und Settings selbst diese Kommunikationsweisen beeinflussen und prägen.
Muss sich jugendtheologische Praxis je nach ihrer „Verortung“ anders manifestieren und konkretisieren? Sind bestimmte grenzziehende Unterscheidungen dessen notwendig, was „jeweils möglich ist – oder eben auch nicht“?
So stellt sich die Frage, ob und inwiefern sich an den beiden Bildungsorten Schule und Kirche bzw. Gemeinde die Herausforderungen einer jugendtheologischen Perspektive in je spezifischer Weise ab-bilden. Dies wird sowohl im Blick auf die unterschiedlichen Bildungsaufträge und -ansprüche der institutionalisierten Bildungsorte, die jeweiligen Verantwortlichen mit ihren spezifischen Ausbildungshintergründen, Motivationen und Zielsetzungen sowie im Blick auf die Jugendlichen selbst an den jeweiligen Lernorten untersucht und diskutiert.
In Aufnahme empirischer Einsichten zu dieser Thematik sollen dabei zugleich religions- und ge-meindepädagogische Herausforderungen und mögliche Folgerungen diskutiert werden. Wir laden herzlich zu dieser Fachtagung des Netzwerkes Jugendtheologie ein.

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